Die Zukunft der Event-Kommunikation

Kommunikation
Gabriele Horcher. Foto: privat

Die Kommunikation in der MICE-Branche verändert sich immer mehr. Durch den Einsatz von neuen Kommunikations-Technologien, -Kanälen und sogar -Welten. Die neuen Kommunikations-Möglichkeiten begünstigen neue Kommunikations-Strategien mit allen Zielgruppen der Event-Branche. Was sich gerade verändert, zeigt Gabriele Horcher anhand von fünf Entwicklungsstufen: Sie erläutert die Event-Kommunikation 1.0 bis 5.0. Die Kommunikations-Wissenschaftlerin Gabriele Horcher ist Expertin zur Zukunft der Kommunikation.

Paul Watzlawick sagte: Du kannst nicht nicht kommunizieren. Richtig! Leider können wir aber hervorragend aneinander vorbeikommunizieren. Wenn Sie Ihre Zielgruppen nicht mehr erreichen, weil diese in der Kommunikation andere Kanäle/Welten bevorzugen oder nicht mehr auf unsere Kommunikations-Strategien reagieren, dann kommunizieren Sie an Ihrer Zielgruppe vorbei.

Für die Kommunikation mit Ihren Zielgruppen sind mehr Kanäle, wie sie durch neue Technologien, Digitalisierung und künstliche Intelligenz entstehen, sogar ein Vorteil. Studien gehen heute von sechs Kontaktpunkten/Touchpoints aus, bevor wir ein Thema überhaupt richtig ernst nehmen. Ihre Zielgruppen – selbst die internen – reagieren besser darauf, wenn sie Ihre Informationen mehrmals über unterschiedliche Touchpoints erreichen. Eigentlich großartig: Mehr Kommunikationskanäle bieten mehr Touchpoints! Sie machen die Kommunikation wirksamer – aber auch deutlich komplexer und aufwendiger.

Paradigmenwechsel

Haben Sie den letzten großen disruptiven Paradigmenwechsel in der Kommunikation selbst miterlebt? Durch das Aufkommen des Internets vor 30 Jahren? Plötzlich gab es Websites, dann Social-Networks, heute sind Online-Events hinzugekommen und in Zukunft virtuelle Events im Metaverse, die alle eine Transformation der MICE-Branche erzwingen. Das Informations- und auch das Kaufverhalten der Zielgruppen haben sich seit dem Entstehen des Internets massiv verändert. Messen und Veranstaltungen, die früher der kommunikative Fixstern waren, der zentrale Austauschpunkt von Informationen zwischen Anbietern und Anspruchsgruppen, haben massiv an Bedeutung verloren.

Das hat viele Unternehmen Geld und Marktanteile gekostet – und manche sogar ihre Existenz. Weil diese Unternehmen auf das geänderte Informationsverhalten nicht mit der Nutzung der neuen Kanäle reagiert haben. Weil sie auf das geänderte Kaufverhalten nicht mit einem veränderten Verkaufsverhalten reagiert haben.

Denn es standen – neben den Events und den gewohnten Kommunikationskanälen – plötzlich neue, schnellere und interaktivere Kanäle zur Verfügung. Kanäle, die wir erst ganz neu lernen mussten, die aber für die Zielgruppe so attraktiv waren, dass alle Branchen gezwungen waren, darauf zu reagieren. Die Kommunikations-Technologie-Anbieter machen den Wandel möglich, doch es sind die Zielgruppen, die darüber entscheiden, welche Kanäle sie gerne verwenden und wie sie dort angesprochen werden wollen.

Während viele Unternehmen der MICE-Branche heute noch in der Phase der Automatisierung stecken, kündigt sich durch Künstliche Intelligenz und Virtualisierung bereits der nächste große Paradigmenwechsel an. Im Folgenden ein Blick in die Gegenwart und Zukunft der Event-Kommunikation:

1.0: Event-Kommunikations-Prozesse

Sie haben bereits verbindliche Prozesse für Auswahl, Recherche, Erstellung, den Freigabe-Workflow und die Veröffentlichung auf unterschiedlichen Kanälen (Owned-, Earned-, Paid-Media) für unterschiedliche Rollen (Text-Redaktion, Bild-Redaktion, Audio-/Video-Redaktion) festgelegt. Jeder weiß – zu jeder Zeit –, was zu tun ist.

2.0: Event-Kommunikations-Automatisierung

Ihre Website fußt auf einem Content-Management-System, und Ihre Inhalte sind SEO-optimiert. Sie setzen Lösungen für E-Mail-Marketing oder Marketing-Automation ein. Auch für das Ausspielen von Contents auf Social Media nutzen Sie Planungs- und Distributionstools. Sie wissen, welche Unternehmen Ihre Website besucht haben und können sie gezielt ansprechen. Sie wägen sogar ab, ob Ihnen der Einsatz eines Autoresponders, eines vorgefertigten Chatbots oder einer automatisierten Schnittstelle zu einem Text-to-Speech-Tool hilfreich sein kann.  Ihre Kommunikations-Strategie umfasst selbstverständlich Account-based-Marketing, Content-Marketing und Smart Social Selling.

3.0: KI-Tools in der Event-Kommunikation

Sie experimentieren mit Augmented-, Mixed- oder Virtual-Reality (dem Metaverse) – nicht nur für Events, sondern auch für Ihre Kommunikation. Sie setzen KI-Tools bei unterschiedlichen Prozessen wie der Content-Erstellung (Text, Bild und sogar Video) oder Content-Distribution ein, um Zeit und Ressourcen zu sparen. Die Inhalte Ihrer Website werden mithilfe von KI personalisiert ausgespielt. Als Kommunikations-Strategie wenden Sie die Signal- und Ereignisbezogene-Kommunikation an – weil sie Ihre Chancen um das Sechsfache erhöht, ein positives Ergebnis zu erzielen.

4.0: Echtzeit-Kommunikation

Sales-Meetings oder auch Meetings mit potenziellen Referenten führen Sie in Google’s cooler Holo-Telefon-Kabine. Sie tracken das Verhalten Ihrer Zielgruppe über die Analyse des Klickverhaltens und über moderne Methoden der Gefühlserkennung – durch die digitale Auswertung von Sprache und Mimik. Sie passen Ihre Inhalte und Angebote situativ aufgrund der Reaktionen Ihrer Zielgruppe an. Sie stellen Ihre Inhalte nicht nur als vorgefertigte Text-, Bild-, Audio- und Videobeiträge zur Verfügung – vielmehr kann Ihre Zielgruppe mit Ihrer KI auch eine Open-End-Konversation über Ihre Inhalte führen.

5.0: KIs kommunizieren mit KIs

Die etwas fernere Zukunft: Ihre Zielgruppen setzen selbst KI-Lösungen ein, um Informationen zu recherchieren, sich über ein Thema auf dem Laufenden zu halten oder zu kommunizieren. Sie stellen darum Schnittstellen zur Verfügung, die es Ihrer KI ermöglicht, sich mittels Daten direkt mit der Zielgruppen-KI auszutauschen, Entscheidungen zu treffen und sogar Transaktionen durchzuführen. Ebenfalls Bestandteil Ihrer Kommunikations-Strategie der Zukunft: Einzelne Adressaten lassen eine direkte Kommunikation über eine Brain2Brain-Schnittstelle zu, bei der sie das sehen, was Sie sehen. Das fühlen, was Sie fühlen.

„Wenn wir uns damit beschäftigen, was uns Angst macht, verliert die Angst an Macht. Und nur, wenn wir uns angstfrei, strukturiert und am besten noch mit einem Zukunfts-Mindset ausgestattet mit der der nahen und ferneren Zukunft der Kommunikation beschäftigen, haben wir die Möglichkeit, weiterhin mit unseren Zielgruppen zu kommunizieren. Denn eines steht fest: Unsere Zielgruppen werden die neuen Technologien, Kanäle und Strategien selbst nutzen!“

Gabriele Horcher (http://gabriele-horcher.de) lädt in ihren Vorträgen, Workshops und bei den Treffen des Zukunfts-Hub:Kommunikation Kommunikatoren auf eine Reise in die Zukunft der Kommunikation ein. Als Transformational Speakerin ist es ihr wichtig, dass die Teilnehmer aus den unterschiedlichen Bereichen (Sales, Marketing, Kommunikation, Personal, Geschäftsführung) für sich selbst die Kommunikations-Technologien, die Kommunikations-Kanäle und -Strategien herausfinde, die für sie/ihn relevant werden und diese über eine Watchlist im Auge behalten.