Hard Rock: Wie eine Marke den MICE-Globus erobert

England und gutes Essen ist ein Gegensatzpaar so wie Gewitter und Sonnenschein. Das müssen auch die US-Amerikaner Isaac Tigrett und Peter Morton so empfunden haben. Im Jahr 1971 suchten sie ganz London nach wirklich leckerem Essen ab und fanden keines. Sie lösten das Problem, indem sie in den Hallen eines Rolls-Royce-Händlers 1971 ihr erstes Restaurant aufmachten. Hamburger, gegrillte Rinderrippen, Hühnerflügel offerierten sie – alles, was sich in einem ordentlichen US-amerikanischen Restaurant auf der Speisekarte findet – und das in besonders guter Qualität. Bald gehörte Musiker Eric Clapton zu den Stammgästen. Um sich seinen Platz zu sichern, ließ er seine Gitarre an die Wand hängen. Eine Woche nachdem die Gitarre an der Wand hing, schickte Pete Townshend, legendärer Kopf der Rockband „The Who“ eine Gitarre per Post. In der beiliegenden Notiz stand: „Meine ist genauso gut wie seine. Love, Pete“. Hard Rock Cafe nannten die beiden Amerikaner ihre Kneipe, weil sie auch für gute Stimmung sorgten, indem sie coole Platten auflegen ließen. Es dauerte nur wenige Wochen, da hatte sich das wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Das Londoner Publikum musste tagelang vorreservieren, um noch einen Platz im Hard Rock Cafe zu ergattern.

 

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Wo Gitarren in der Luft schweben – Hard Rock Cafe Barcelona, Alle Fotos: Hard Rock Cafe International

So begann der Siegeszug der Hard Rock Cafes. Auch heute noch nehmen die, die nicht reserviert haben, lange Zeit in Warteschlangen vor den Restaurants in Kauf. Das Konzept der Hard Rock Cafes breiteten die Gründer rund um den Erdball aus. „Wir betreiben heute weltweit 142 Cafes, 20 Hotels und neun Casinos, sagt Heidi Dentzer, European Sales Manager von Hard Rock International. In Europa hat die Kette 20 eigene Restaurants und 18, die Franchisenehmer betreiben. „Demnächst eröffnet ein neues, eigenes Haus in Wien“, berichtet Dentzer. Frank Zappas Gitarre ist schon da und das Bühnenoutfit von Mick Jagger auch.

Weltweit arbeiten rund 34.000 Mitarbeiter bei Hard Rock. Jedes Jahr besuchen mehr als 50 Millionen Gäste die Rock-Restaurants. Außerdem kaufen sie rund zwölf Millionen T-Shirts, Kappen, Buttons und andere Merchandise-Produkte. Eine Garderobenfrau aus dem Hard Rock Cafe New York kam auf die Idee, T-Shirts gewinnbringend an den Gast zu bringen. Im Jahr 1988 eröffnete das erste Ladengeschäft – in New York City. Inzwischen wird durch den Verkauf von Artikeln mit dem Hard Rock Logo, darunter T-Shirts, Hüte, Jacken, Schals und vieles mehr ein beträchtlicher Anteil des Unternehmensgewinns erwirtschaftet. Jeder Shop, entweder direkt in der Kneipe oder unmittelbar daneben, druckt seinen Städtenamen individuell auf die Kleidung. Die gilt Millionen Menschen inzwischen als begehrtes Sammelobjekt. Es soll vielreisende Väter geben, deren Kinder einfach ein T-Shirt mit der Aufschrift Hard Rock und einer Stadt erwarten, wenn der Erzeuger von einer Dienstreise zurückkommt, in der er zuvor noch nicht war.

Was mit der Clapton-Gitarre begann, ist heute mit 77.000 Exponaten eine der bedeutendsten Sammlungen von Musik-Memorabilien weltweit, ausgestellt in sämtlichen Cafes rund um den Globus. Hard Rock gehört, führt und franchised Cafes in bekannten Städten wie London, New York, San Francisco, Sydney und Dubai. Hard Rock International besitzt, lizenziert oder führt auch Hotels und Casinos weltweit, unter anderem die Hard Rock Hotels und Casinos in Tampa und Hollywood, die zur Hard Rock International Muttergesellschaft gehören, sowie Hotels und Casinos in den Städten Bali, Biloxi, Chicago, Cancún, Ibiza, Las Vegas, Palm Springs, San Diego und Singapur. Neue Hard Rock Cafes sind außer dem Wiener Projekt in Seoul und Marseille angekündigt, neue Hard Rock Hotels sind in Daytona Beach, Aruba, Abu Dhabi und in Shenzhen sowie Haikou in China geplant. „Jedes unserer Cafes bringt auch lokales Kulturgut auf die Speisekarte“, sagt Dentzer. In München gibt es auf dem Burger Leberkäse, in Berlin Currywurst. In Prag gibt es Pilsner Urquell.

 

Mini Pulled Pork Sandwich
Mini Pulled Pork Sandwich heißen die leckeren kleinen Verführer, die bei Corporate Events im Hard Rock angeboten werden.

„Die besondere Qualität unseres Service und der Speisen sind auch ein wichtiger Baustein unseres Erfolges“, sagt Managerin Dentzer. „Wir servieren amerikanisches Essen auf hohem Niveau.“ Alle Zutaten seien frisch von den lokalen Märkten gekauft. „Wir verwenden überhaupt keine Fertigprodukte.“ Für die Spare Ribs und Chicken Wings stehen in den Küchen spezielle Räucheröfen. Für den lecker-saftigen Kuchen werden die Äpfel morgens von Hand geschält. „Unsere Küche ist ein bisschen Southern Style“, sagt Dentzer. Wer vegetarisch, gluten- oder lactosefrei essen wolle, bekomme auch das. „Die Restaurantleiter hocken nicht am Schreibtisch, sondern sind nahe beim Gast und kontrollieren in der Küche.“ Als Andrew Golding, heute Restaurantleiter des Hard Rock Cafes in Prag, beim Unternehmen einstieg, musste er zunächst in einem anderen Haus zwei Monate in der Küche Hamburger bauen lernen. Danach lernte er ein halbes Jahr lang, was es heißt, bei Hard Rock Service zu leisten.

Eine wichtige Funktion in den Cafes haben auch die Vibe-Hosts. Sie sorgen für Musik und gute Stimmung im Haus und sollen die Atmosphäre im Haus ergründen („Vibrations“); dabei sprechen sie fortwährend mit Gästen, die sich bei ihnen Musiktitel wünschen dürfen. Wann der Musiktitel erklingt und auch zumeist als Video über die vielen Bildschirme flimmert, liege im Geschick der Vibe-Hosts. „Wenn wir für Teenies Katy Perry gespielt haben, können wir nicht anschließend Heavy Metal auflegen“, erklärt Dentzer. Und wenn sich sonntags die Hallen mit Familien füllen, dann wacht der Vibe-Host auch darüber, dass die Videos in den Kinderseelen keinen Schaden anrichten. „Jeder Vibe-Host muss sich beim Musikteam in Orlando bewerben, Prüfungen ablegen und wird dann von unseren Musikgurus ständig geschult“, erklärt Dentzer.

 

HRC Prague Entertainment
Bei Live-Auftritten, wie hier im Hard Rock Cafe in Prag, gibt es Tische nur bei wochenlanger Voranmeldung.

Im Mai hat das erste Hard Rock Hotel Europas auf Ibiza eröffnet. „Wir sind hier besonders auf Electronic Dance Music spezialisiert“, berichtet Dentzer. Der Gitarrenverleih, immerhin 20 Instrumente stehen zur Auswahl, ist nur ein Teil davon. Natürlich gibt es hier auch wie in den Restaurants die Memorabilien der Rock- und Pop-Stars – von der Mundharmonika von Bob Dylan bis zum Bühnenkostüm von Lady Gaga. Abends geht die Party richtig los mit Live-Konzerten von Icona Pop oder Robin Thicke, die auch gleich nebenan wohnen, auf der hoteleigenen Bühne. Überall ist Musik. Sogar einen Download-Gutschein für die eigenen Lieblingsstücke gibt es beim Einchecken an der Rezeption. Das 493-Zimmer-Hotel liegt am feierlaunigen Strand Playa D’en Bossa, das vor dem luxuriösen Umbau schlicht „Don Toni“ hieß. Die Anlage gehört zur spanischen Kette Palladium. „Das ist unser Hotelpartner in Europa“, berichtet Dentzer. Ibiza sei im Gegensatz zu anderen Hard-Rock-Hotels wegen des Klimas und der Flüge dorthin nur ein sehr saisonales Geschäft.

Insgesamt läuft das Geschäft hervorragend für Hard Rock. Die vergangenen drei Jahre waren die besten in der Geschichte, lässt sich Hamish Dodds, Vorstandschef von Hard Rock Cafe International, zitieren. Bevor er zu der Gruppe kam, war er Manager beim Limonadenhersteller PepsiCo. Europa-Sales-Chefin Dentzer erwähnt auch noch gerne die Charity-Projekte des Weltkonzerns Hard Rock. Im Shop gibt es limitierte Stücke und Sammlerobjekte – beispielsweise die T-Shirt-Serie Signature. Künstler wie KISS, Bono, Linkin Park, Green Day, Shakira, U2, Eric Clapton oder Ringo Starr haben in der Vergangenheit bereits ‚Hard Rock’s Signature Series’-T-Shirts gestaltet, durch deren Verkauf Millionen an gemeinnützige Stiftungen gespendet werden konnten. Hard Rock unterstützt auch die von Melissa Etheridge ins Leben gerufene „Pinktober-Kampagne“. Seit 14 Jahren verkaufen die Hard Rock Cafes rund um den Globus jeden Oktober T-Shirts, deren Erlöse der Brustkrebs-Forschung zufließen.

Was Heidi Dentzer noch wichtig ist zu erwähnen – und sich ihrer Meinung nach Planer hinter die Ohren schreiben sollten: „Hard Rock Cafes können exklusiv oder partiell angemietet werden.“ Die Location in Berlin beispielsweise empfiehlt sich als Interview-Location, für Corporate Events aller Art, Pressekonferenzen, Produkteinführungen, Contests, Team-Building-Events und natürlich auch für Firmenfeiern, Jubiläen oder Weihnachtsfeiern.

Von Thomas Grether

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