Dank App papierlos tagen

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Abbildung: tandaV/ shutterstock.com

Eine intelligente Weiterentwicklung des App-Nutzens hat kürzlich die Uni Osnabrück präsentiert. Zur Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik (WI2015) unter dem Motto „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ entwickelte der Fachbereich Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik (IMWI) eine Veranstaltungs-App mit dem Namen „pAPPyros“. Ziel dieser App, die mit der Unterstützung der deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ins Leben gerufen wurde, ist es, eine komplett papierlose Tagung zu realisieren. Sozusagen Nachhaltigkeit at its best. Testlauf sollte die WI2015 mit bis zu 1.500 Teilnehmern sein. Sowohl App- als auch Veranstaltungsorganisation lagen bei David Sossna, der sein Konzept bereits auf der Greenmeetings- und Events-Konferenz in Frankfurt vorstellte.

Sossna machte deutlich, dass bis auf wenige Ausnahmen – hier muss dem Gesetzgeber Tribut gezollt werden – in Form von vereinzelten Rechnungen und Verträgen die gesamte Konferenz inklusive der Vorbereitung ohne Papier organisiert wird. Sowohl Veranstaltungs- als auch Teilnehmermanagement werden vollständig digital abgewickelt. Neben dem schon fast obligatorischen Veranstaltungsticket der Bahn, das per Bahn-App die papierlose Anreise gewährleistet, wird auch das Nahverkehrsticket in der Veranstaltungsapp der WI2015 hinterlegt und ermöglicht Tagungsteilnehmern die kostenlose Nutzung des ÖPNV im Stadtbusnetz Osnabrück/Belm.

Erster Schritt für eine Teilnahme bei der WI2015 ist die Online-Registrierung auf der Veranstaltungs-Homepage. Nach kurzer Eingabe der wichtigsten Kontaktdaten, diese werden später in der Veranstaltungs-App hinterlegt und ermöglichen so ein enormes Networking-Potenzial während der Konferenz, ist die Registrie­rung erledigt. Durch Speicherung der wichtigsten Kontaktdaten, die jeder Teilnehmer entsprechend eigener Datensicherheits-Bedenken nach Belieben freigeben kann oder nicht, entfällt sogar der Austausch von Visitenkarten. Innerhalb der App können sich die Teilnehmer miteinander vernetzen und Nachrichten schreiben, sogar Gruppendiskussionen sind möglich.

Einige Tage vor der Konferenz folgt dann der Versand des Links für den Download der besagten WI2015-App per E-Mail. Egal ob Windows, Google oder Apple: Alle bekannten Smartphone-Betriebssysteme werden von den Entwicklern bedient. Wer kein mobiles Endgerät besitzt, kann auf eine Webapplikation zurückgreifen, die das Ganze für den PC optimiert. Dass es keine Ausnahmen geben wird, machte Sossna bereits auf der Greenmeetings deutlich. Von Seiten der Uni Osnabrück werde es kein Papier geben. Kein ausgedrucktes Programm oder Infozettel. Die gesamte Osnabrückhalle werde papierfrei sein.

Papierlos tagen – seit der WI2015 keine Zukunftsmusik mehr

Ein geschichtsträchtiger Tag für Apps und die Nachhaltigkeit: am 4. März startete die erste vollkommen papierlose Tagung in der Osnabrückhalle. Grund genug, sich die Tagung einmal genauer anzusehen. Beim Betreten der Halle ist auf den ersten Blick noch kein Unterschied zu erkennen. Registrierungsschalter, ­Menschentrauben und kleinere Stände verschiedener Aussteller aus dem IT- oder Referenten-Umfeld in den Foyers bestimmen das Bild.

Kurz vor neun Uhr erklingt ein Ton und die Menschenansammlung schiebt sich in den Europasaal. Pünktlich betreten die Conference Chairs Prof. Dr. Oliver ­Thomas und Prof. Dr. Frank Teuteberg die Bühne, um die erste papierlose Tagung zu eröffnen. Passend zum Motto lesen beide ihre Eröffnungsreden von einem Tablet ab. Anschließend referiert Prof. Dr. Wolfgang Lübke, seines Zeichens Präsident der Uni Osnabrück, über den Standort, seine Vorteile und Erfolgsgeschichten der letzten Jahre. Alles hat er wie seine Vorredner auf dem Tablet aufbereitet.

Einzig die Osnabrücker Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler hält sich an Papiernotizen fest. Als Historikerin sei ihr Papier immer noch lieber, lautet ihre Erklärung zu diesem kleinen Fauxpas. Bei einem Blick durch das gutgefüllte Auditorium der Stadthalle – bis zu 800 Teilnehmer hatten sich zur diesjährigen Konferenz angemeldet – wird schnell deutlich, dass Papier hier wohl wirklich etwas „old-fashioned“ ist. Auf fast keinem der Tische ringsherum ist Papier zu entdecken. Nur in manchen Ecken wird noch verstohlen ein gerade aus dem Hotelzimmer eingepackter Block hervorgeholt. Die meisten haben sich mit Notebook oder Tablet bewaffnet in die IT-Arena gestürzt.

Der Auftakt und somit auch die erste Keynote liegt bei Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. Er gilt als Vorzeigebeispiel für Geschäftserfolge in der IT-Branche. Bereits seit 1984 ist der heute 74-Jährige in der IT-Geschäftswelt unterwegs. Mit seinem Vortrag „Folge dem weißen Kaninchen … in das IT-Unternehmerwunderland“ ­führte er die 800 Teilnehmer in die Konferenz ein.

Nach diesem kurzweiligen Vortrag über Chancen und Möglichkeiten in der IT-Branche ist es auch schon Zeit für die erste Pause. Das geschulte Auge sucht nach dem emsigen Austausch von Visitenkarten, wie es von anderen Veranstaltungen bekannt ist. Doch nur in wenigen Fällen wechselt das kleine, viereckige Papier den Besitzer. Viele nutzen offenkundig die Netzwerk-Funktion der App, um sich miteinander zu verbinden. An diesem papierlosen Bild ändert sich auch im Laufe des Tages nichts. Anscheinend haben es die Osnabrücker Veranstalter um David Sossna geschafft, einen nachhaltigen Lerneffekt zu erzielen. Frei nach dem Motto: Wenn wir kein Papier benutzen dürfen, geht es auch ohne. Und auch bei einem Blick hinter die Info-Counter zeigt sich am Abend immer noch kein einziges Stück Papier.

Dies ist ein Auszug des Artikels von Anna-Lena Gras. Den vollständigen Beitrag lesen Sie in unserem Magazin.