Den mittlerweile dritten Digital Day veranstaltete das German Convention Büro am 5. Dezember in den Design Offices in Frankfurt. Unter dem Motto „How to become a Digital Hero“ hatten die Organisatoren die Teilnehmer zu ihrer ganz persönlichen Heldenreise auf dem Weg zu MICE 4.0 eingeladen. Circa 100 Vertreter der Veranstaltungs- und Tagungsbranche waren nach Frankfurt gekommen, um ihr „Fitnessprogramm“ für die Digitale Transformation zu entwickeln. Von Beginn an steht der Tag ganz im Zeichen der Digitalisierung: bereits das Einchecken erfolgt per Facial Recognition. Nach einer ersten Orientierung sucht sich jeder einen Platz in dem großen, leger eingerichteten Tagungsraum. Die Design Offices Frankfurt bieten ansprechende, moderne Arbeitswelten mit 300 Workstations, vielen flexiblen Coworking Plätzen sowie inspirierenden Meetingräumen für kreatives Arbeiten. Dass ein Raum großen Einfluss darauf hat, wie Menschen arbeiten, erleben die Teilnehmer hier. Die Bestuhlung ist – passend zum Thema – unkonventionell und bunt gemischt: vom klassischen Stuhl über Hocker bis zum Sitzsack oder Liegestuhl. Die damit geschaffene Atmosphäre ist entspannt und lädt zum lockeren Austausch ein. Das Ziel des DigiDay: sich begeistern lassen und Neues ausprobieren Die Moderatoren Matthias Schultze, Managing Director des GCB und Michael Heipel, Inhaber von Concept&Consulting und Experte für Digital und Content Marketing, erklären zu Beginn, was die Teilnehmer erwartet. Im Selbstcheck kann jeder ermitteln, über welche Skills er verfügt und welche er stärken möchte. Zunächst notiert dafür jeder für sich, über welche Superheldenkräfte, sprich Stärken, er seiner Meinung nach verfügt und was seine Achillesferse ist. Doch niemand soll Bedenken aufgrund eigener Schwächen haben, wie Michael Heipel betont: „Das wichtigste ist heute, sich miteinander zu vernetzten, auszuprobieren, wie Dinge funktionieren und sich begeistern zu lassen mit den richtigen Werkzeugen für MICE 4.0.“ Dann geht es auch schon los. In einer Interviewrunde stellen sich die Teilnehmer gegenseitig Fragen zu digitalen Themen: Welche Skills sollte man für die Arbeitswelt von morgen mitbringen? Welche Umgebung brauchst Du, um außergewöhnliche Erlebnisse zu schaffen? Was kann Dein Arbeitgeber tun, damit Du stets Neues lernst? Welche Digital Heroes braucht es in der Eventbranche? Was unterscheidet Events von gestern von Events von morgen? Was bedeutet neue Arbeitskultur für Dich? Bei den Antworten fällt auf, dass Eigenschaften wie Offenheit, Out-of-the-box-Denken, Empathie und Flexibilität häufig genannt wurden. So bestätigt auch Digital Marketing Experte Heipel: „Es gibt nicht mehr richtig oder falsch, wir müssen ausprobieren, improvisieren, herausfinden, was die Kunden wollen. Das wird die Hauptaufgabe im Job werden. ‚Das haben wir immer so gemacht‘, funktioniert nicht mehr. Wir können die Vergangenheit nicht in die Zukunft projizieren. Die digitale Transformation hängt im Wesentlichen nicht von der Technik ab, sondern vom Verstehen, dass die Menschen digital leben möchten. Zu den Top Skills gehört es, einfach Mensch zu sein und sich Begeisterungsfähigkeit und Hilfsbereitschaft zu bewahren. Dieses Verhalten müssen wir in die digitale Welt transportieren.“ Soft Skills stehen über Technik-Wissen Über ähnliche Erfahrungen berichtet auch Keynote-Speakerin Christiane Brandes-Visbeck, die in der Vergangenheit über viele Jahre bei verschiedenen Medien wie Focus, RTL und ZDF tätig war. Ende der 1990er Jahre spürt sie die Faszination der Neuen Medien und ihre digitalen Möglichkeiten. 2004 gründet sie die Kommunikationsagentur "Ahoi Consulting". Als Unternehmensberaterin, Kommunikationstrainerin und PR-Expertin gibt sie ihre Erfahrungen weiter. Ihr Ziel ist es, Unternehmen und Organisationen in der unübersichtlich gewordenen Welt der analogen und digitalen Kommunikation Orientierung zu bieten. Dies beschreiben auch ihre Bücher "Fit für New Work", "Netzwerk schlägt Hierarchie" und "Digitale Transformation". Ihre Ideen von Führung auf Augenhöhe und einer positiven Fehlerkultur hat sie in der Praxis erprobt. Ihr Konzept des Digital Leadership setzt Soft Skills über Kenntnisse und lebt ein verantwortungsbewusstes Miteinander-Arbeiten. An diesen Ideen lässt sie die Zuhörer des DigiDay teilhaben. „Chefs aus der Hölle nennen wir diejenigen, die sich im Büro im Keller vergraben, weil sie sich nicht umstellen können auf die neue Welt und ihre Mitarbeiter damit allein lassen“, sagt sie. „Aber diejenigen, die sich auf die Heldenreise wagen, von der bekannten in die neue Welt, werden als Digital Hero gefeiert“. Diese neue Umgebung bezeichnet sie als VUKA Welt: volatil, unsicher, komplex, ambivalent. „Die digitale Revolution kommt und sie wird bleiben. Menschen müssen ihre Denkweise anpassen. Ein Digital Hero sagt immer: ‚wir schaffen das‘, er gibt nicht auf, sondern nimmt die New Work als Herausforderung an. Digital Heroes arbeiten strategisch, intuitiv, digital.“ Die Veränderungen beginnen bereits beim Networking. Wurde früher mit einer ausgewählten Gruppe kommuniziert, weitet sich heute das Netzwerk auf unterschiedlichste Menschen aus den verschiedensten Branchen aus.“ Besonders betont sie, dass Digital Heroes mit Werten wie Hilfsbereitschaft leben. Alle Menschen werden mitgenommen, unter Rücksichtnahme auf diejenigen, die noch nicht „digital ready“ sind. Dazu gehört auch eine positive Grundstimmung. Leider herrscht in Deutschland in vielen Bereichen eine negative Einstellung: Es wird gestöhnt und oft nur das Schlechte in allem gesehen. Dieses Verhalten stellt ein kulturbildendes Element dar, das Gemeinsamkeiten schafft, denn auf negative Äußerungen wird oft mit Zustimmung reagiert. Die New Work legt den Fokus auf eine zuversichtliche Grundstimmung. Lustige Apps, die positives Karma verbreiten, Mediationen anbieten oder (wie in Schweden) sogar zum gemeinsamen Singen animieren, sind bei „New Workern“ voll im Trend. Was Digital Leadership auszeichnet Christiane Brandes-Visbeck nennt fünf Merkmale des Digital Leadership: #1 Innovativ sein: sich trauen, etwas zu verändern. Auch sich selbst. #2 Disruptiv sein: Menschen zugewandt sein, weniger Hierarchie und Bürokratie aufbauen. #3 Mutig sein: Führung bedeutet auch, Vorbild zu sein. „Collaboration“ lautet das Stichwort, das bedeutet, die Expertise aller einzubinden, denn zusammen sind wir besser als einer allein. #4 Sozial kompetent sein: Antworten geben auf die Frage: „what’s in it for me?“ getreu nach dem Motto: wenn Du zu viele Zitronen bekommst, mach Limonade daraus. #5 Entschlossen sein. Optimistisch und hartnäckig seine Ziele verfolgen. Digital Leadership bedeutet auch, über den Tellerrand hinaus zu blicken, neue Methoden und Kulturen zu entwickeln. Sie nennt als Beispiel der verpassten Chance den Untergang der einstigen Weltleitmesse Cebit. „Sie hat verloren, weil sie ausschließlich umsatz- und zahlenorientiert agierte. Mit mehr Mindset und Orientierung auf die Bedürfnisse der Menschen hätte sie den Turnaround schaffen können.“ Doch was bedeutet Mindset? In drei parallel verlaufenden Workshops sollen die drei wichtigsten Skills der digitalen Welt erarbeitet werden ─ unter vollem Körpereinsatz, zum Beispiel mit dem gemeinschaftlichen Aufbau eines Lego-Bauwerks. Die drei Digital Skills: Mindset, Skillset, Toolset 1. Mindset: Die wohl wichtigste Eigenschaft beschreibt die Haltung und die Einstellung, mit der man in die digitale Arbeitswelt eintritt. Step 1: Offen sein für Veränderungen. 2. Skillset: Meint die eigenen digitalen Fähigkeiten, zum Beispiel die Bereitschaft, zu kooperieren. Step 2: Die persönlichen Skills einsetzen und weiter ausbauen. 3. Toolset: Die technische Orientierung in der neuen Welt: das Verstehen, wie Menschen in der digitalen Welt leben möchten und ihnen und sich selbst die Angst vor TechTools nehmen Step 3: Die richtigen TechTools erkennen und einsetzen Digitale Möglichkeiten in der Veranstaltungsbranche Nach diesen tiefgreifenden Erkenntnissen können die Zuhörer in der anschließenden Panel Discussion digitale Superkräfte im Einsatz erleben: Anja Schlenk (Bertelsmann Stiftung), Cemsit Yelgin (Waytation), Lisa Aenis (Best Western Plus Palatin), Johannes Herpich (Spacebase) und Claudia Köhler (VOK DAMS) berichten über ihre Erfahrungen im Arbeitsalltag. Als gemeinsamer Ansatzpunkt kristallisiert sich bei allen heraus, dass der Mut, den ersten Schritt zu gehen, ein wichtiger Beginn ist. Das bedeutet auch, keine Angst vor Veränderungen zu haben, und ob der Kunde diese annimmt. Als Beispiel für den digitalen Einsatz im Eventbereich wird die Digitalisierung der Customer Journey genannt. Dem Kunden wird eine Art digitales Tagebuch an die Hand gegeben, das in real time über die Vorbereitungen und den Verlauf der Veranstaltung, vom Beginn der Planung bis zum Nachbericht, informiert. In diesem Tagebuch sind gleichzeitig Marketingmaßnahmen in Form von Empfehlungen platzierbar. Ein weiteres Beispiel für Veränderungen in der neuen Arbeit ist der Umgang mit dem Kunden. Der Begriff „Customer Obsession“ wird genannt, also nicht nur Kundenorientierung, sondern Leidenschaft in den Anstrengungen, den Kunden zufrieden zu stellen. Erfolgreiche New Worker sind außerdem ständig neugierig und beobachten, welche Neuigkeiten es für ihr Arbeitsumfeld gibt. Der Fokus liegt auf der Individualität der Menschen „Bei aller Affinität zur Digitalisierung sollte allerdings der Mensch nicht vergessen werden“. Für diesen Einwand erntet Anja Schlenk große Zustimmung aus dem Publikum. Sie führt weiter aus: „Es braucht eine kluge Mischung aus digital und analog. Weil auch die Menschen unterschiedlich sind, die Alterskurve verschiebt sich, ein Großteil der Kunden ist in mittlerem und höherem Alter. Veranstaltungen sind ohnehin analog, das Digitale hilft uns dabei, mehr Menschen im Vorfeld zu erreichen, um uns analog zu treffen.“ Zum Abschluss des Tages sind alle auf ihrer Heldenreise ein Stück weiter vorangekommen. Jeder hat für sich erkannt, wie seine Kompetenzen in den drei Digital Skills aussehen und was er noch für sich erreichen möchte auf seinem Weg zum „Digital Hero“. Vor allem aber hat der Tag sicher viele ermutigt, die Herausforderungen im digitalen Arbeitsalltag anzugehen und Neues auszuprobieren! www.gcb.de