Who’s afraid of digitalization?

Arbeiten Sie schon 4.0? Die Worte Digitalisierung und MICE 4.0 geistern nun schon seit einiger Zeit durch die Branche. Je nach Blickwinkel und Situation als Schreckgespenst oder Heilsbringer. Sie sind vorherrschendes Thema auf Messen und Kongressen — etliche Publikationen, Blogs oder Vorträge beschäftigen sich mit der digitalen Revolution und dem digitalen Zeitalter. Das Buzzword Digitalisierung selbst wird dabei gleichzeitig für eine ganze Reihe von technologischen Entwicklungen verwendet. Stets im Zentrum der Diskussionen steht die Frage danach, auf welche Weise sich all diese Veränderungen auf unser Leben auswirken.

Eins steht fest – unser Alltag und vor allem unser Berufsleben verändern sich immer schneller. Was wird uns das digitale Zeitalter samt „Internet of things“ noch bringen? Inwiefern wird sich die MICE-Branche in den kommenden Jahren wandeln? Wie sollen wir bei der rasanten Geschwindigkeit der Entwicklung neuer Technologien noch den Überblick behalten? Aber vor allem: Welche Chancen birgt die Digitalisierung und welche Unternehmen werden den Wandel für sich nutzen können?

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Technologische Innovationen wie Virtual oder Augmented Reality verändern immer mehr unser Leben und entwickeln sich zu sinnvollen Tools der Eventplanung, Foto: vectorfusionart/Shutterstock, Inc.

Evolve or Die: von Disruptionen, Salat und Suppe

Was würden Sie sagen, wo steht Ihr Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung? Gibt es noch viel zu tun oder sind sie im digitalen Zeitalter angekommen? So oder so ähnlich lauteten die Fragen, mit denen Dr. Deep Parekh und Polo Looser die Teilnehmer ihres Vortrags im Kongresszentrum Belfast Waterfront Mitte März begrüßten. Gemeinsam mit Tourism Northern Ireland und weiteren Partnern hatte das Team des Kongresszentrums über 100 Teilnehmer dazu eingeladen, an der „Evolve or Die“-Konferenz in der nordirischen Hauptstadt teilzunehmen.

Neben regionalen Branchenvertretern waren viele Veranstaltungsplaner aus dem Vereinigten Königreich sowie internationale Pressevertreter zu der eintägigen Konferenz samt abwechslungsreichem Rahmenprogramm eingeladen. Abgesehen von dem im vergangenen Jahr nach Erweiterung und Renovierung wieder eröffneten Belfast Waterfront lernten die Teilnehmer auch Belfast als Destination kennen. Sie konnten eine der berühmten Belfast Black Taxi Touren oder die mehrfach ausgezeichnete Touristenattraktion Titanic Belfast erleben und nahmen an exklusiven Feierlichkeiten am Vorabend des St. Patrick’s Day teil.

Mittelpunkt des Events war aber ganz klar die Konferenz, zu der die Verantwortlichen von Tourism Northern Ireland und Belfast Waterfront die Gäste herzlich begrüßten. Den drastisch formulierten Titel „Evolve or Die“ hatten sie dem Vortrag von Dr. Deep Parekh und Polo Looser entlehnt. Die beiden Gründer des in der Schweiz ansässigen Unternehmens Asteroidea AG schilderten zu Beginn ihres interaktiven Vortrags, dass auf die Internet Revolution nun – 20 Jahre später – die digitale Revolution folge. Im Zuge dieser würden wir einige ziemlich erschreckende Disruptionen erleben, stellte Parekh fest. So würden etablierte Geschäftsmodelle, Produkte, Technologien und Dienstleister immer wieder von innovativen Neuerungen abgelöst und teilweise vollständig verdrängt. Netflix und Amazon hätten beispielsweise keine Ahnung von Filmen und Bücher gehabt, erklärte Parekh weiter. Dennoch hätten die beiden Tech-Unternehmen die typischen Firmen in diesen Sparten abgelöst und damit mühelos die vorhandenen Märkte von Grund auf verändert.

Was also brauchen Unternehmen, um der Veränderung erfolgreich zu begegnen? Was sind die wichtigsten Werkzeuge, um die eigene Firma an das digitale Zeitalter anzupassen? Am wichtigsten sei es den Suppenansatz anstatt des Salatansatzes zu wählen. Suppe und Salat? Wenn Sie dem bestehenden System ein digitales Tool hinzufügen wie etwa einer Speise einen Salat, dann würden beide Komponenten parallel existieren und sich auf lange Sicht nicht als erfolgreich erweisen, erläuterte Looser den Vergleich. Die digitalen Tools müssten in das System integriert und – wie bei einer Suppe – mit den anderen „Zutaten“ vermischt werden. Einzig, wenn die neuen Technologien implementiert und als Basis des Geschäftsmodells gesehen würden, könnten sie sinnvoll und erfolgreich eingesetzt werden. Es gehe also um eine vollkommen neue Denkweise, fügte Looser hinzu.

Wir sitzen alle im selben Boot

Als zweite Rednerin des Tages sprach die New Yorkerin Mary Ann Pierce, Gründerin und CEO des Unternehmens Map Digital: Meta Meetings, Inc. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie in den vergangenen Jahren integrierte digitale Events für Kunden wie J.P. Morgan, Deutsche Bank, Morgan Stanley und Novartis umgesetzt. Darüber hinaus war Pierce zwei Jahre lang als Dozentin an der New York University tätig – ihr Fachgebiet: Internetlösungen für die MICE-Branche.

So ging es in ihrem Vortrag „Digital Transformation in the Events Industry. How to thrive in digital“ genau darum, wie man im digitalen Zeitalter erfolgreich sein kann. Da digitale Technologien einen massiven Einfluss auf alle Branchen ausübten, müssten Veranstaltungsplaner diese neuen Technologien aufgreifen, führte Pierce aus. Nur dann könnten sie den Teilnehmern ihres Events einen Mehrwert bieten. Bei all diesen Überlegungen müsse stets der Kunde im Mittelpunkt stehen. Es gehe darum, sinnvolle Lösungen zu finden, mit denen der Kunde beispielsweise Zeit und/oder Geld spare.

Generell zeichnete Pierce ein positives Bild der gegenwärtigen Situation: Da es meist dauere, bis sich eine Innovation am Markt durchsetze, sei genügend Zeit vorhanden, die neuen digitalen Technologien in das eigene Unternehmen zu integrieren. Im Moment sei niemand dem anderen voraus. „Wir sitzen alle im selben Boot – es tut sich in jeder Branche etwas“, so Pierce. Wer also bisher noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen sei, brauche nicht zu verzweifeln. Ganz im Gegenteil: Er sei in der perfekten Position jetzt anzufangen. Schließlich sei die Diskussion über die digitale Revolution wenig vielversprechend, wenn diese als Gefahr und nicht als Chance begriffen werde: „It’s a blue ocean of opportunities, not the red face of anxiety“, bekräftigte Pierce.

Ihren Vorrednern Looser und Parekh stimmte sie insofern zu, dass die digitalen Technologien fortwährend ins eigene Geschäftsmodell eingebunden werden müssten. Die Schlagworte Individualisierung und Kundenanpassung seien dabei die zentralen Gesichtspunkte. Abgesehen davon gab Pierce den anwesenden Planern Tipps – sie sollten beispielsweise Events immer als Netzwerke nutzen und die eigenen Veranstaltungen zu Content-Marketing-Maschinen machen.

Zum Abschluss der Konferenz beantworteten die drei Speaker Fragen aus dem Publikum. Auf die Frage, ob sie glaube, dass digitale Events die analogen in Zukunft ablösen würden, zeigte sich Pierce zuversichtlich, dass die digitale Revolution analoge Events und Meetings nicht ablösen, sondern lediglich ergänzen würden.

Den gesamten Artikel von Nadine Laske lesen Sie in unserem Magazin.