Vom perfekten Speaker

Gastbeitrag von Siegfried Haider

Was entsteht, wenn sich über 1.000 professionelle Speaker für vier Tage zu einer Speaker-Convention treffen? Boshafte Stimmen sagen: viel Blabla. Tatsächlich aber entstehen bei der jährlichen Convention „Influence“ der National Speakers Association (NSA) der USA viel wertvolles Know-how für den Speaker-Erfolg aus ganz anderen Perspektiven und ein enorm nützliches Netzwerk zu tollen Persönlichkeiten, die alle bereit sind, viel zu geben. Alles mit dem Ziel, dem perfekten Speaker wieder einige Schritte näher zu kommen.

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Wie wird ein Speaker perfekt? Foto: Robert Kneschke/fotolia.com

Aber was ist ein perfekter Speaker? Ein Redner bekommt von einem Event-Veranstalter immer weniger Zeit, seine Botschaften zu liefern. 40–45 Minuten-Slots für eine Rede werden mehr und mehr zum Luxus. Die Kunst besteht also darin, in dieser kurzen Zeit wertvolle Impulse rund um exzellenten Content so zu bieten, dass die Zuhörer motiviert werden, diese weiter zu verfolgen und dabei auch noch das Gefühl haben, gut unterhalten worden zu sein. Das macht ein Speaker. Er rockt die Bühne, begeistert, motiviert, will bewegen in eine Richtung, die die Teilnehmer so noch nicht angedacht oder noch nicht gegangen sind. Alles mit dem Versprechen, dass am Ende des Wegs mehr Erfolg, Glück oder einfach ein Stück mehr Zielerreichung möglich ist.

Das in 40-45 Minuten zu erreichen, ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Gemäß der jahrelangen Marktbeobachtung unserer Agentur gibt es nur circa 500 Speaker, die ihren Beruf so perfektioniert haben. Jeder auf seine Art.

Teilnehmer eines Vortrags, die exzellente Speaker auf der Bühne bewundern, denken dabei nicht selten: Das ist doch gar nicht so schwer! Und für diese wenigen Minuten bekommen Speaker so viel Geld – viele Tausende von Euro? Doch es ist nicht die Kunst der Präsentation auf der Bühne allein. Mindestens genauso schwierig ist es, die Gunst und das Vertrauen -eines Veranstalters zu gewinnen, damit er -einem Speaker die Bühne überlässt. Voraussetzung dafür ist, dass ein Speaker in seinem Fach exzellente Experten-Positionierung betrieben hat und zwar mit dem Ziel: Wenn jemand an sein Thema denkt, denkt er auch an ihn. Diese Verknüpfung von Thema und Expertenmarke ist ebenfalls eine Kunst und dauert oft jahrelang. Sie basiert auf dem Motto: Wer reden will, muss schreiben, schreiben, schreiben … Content-Marketing ist die Königsdisziplin jedes Experten, eines Speakers sowieso. Daher schreiben Speaker Bücher, Presseartikel, Blogs, bauen Video-Channels und Podcasts. Menschen lesen diese wertvollen, interessanten Infos und prägen sich so die Expertenpersönlichkeit ein und empfehlen sie weiter. So entsteht ein one-to-many-Marketing, das nicht zuletzt über die Massenmedien perfektioniert wird.

Und so drehen sich bei NSA-Conventions die Themen meist um zwei Schwerpunkte: Die Kunst, begeisternd zu präsentieren. Und die Kunst, sich professionell zu positionieren und zu vermarkten. Nicht zu verkaufen, denn Speaker werden gekauft. Highlights der diesjährigen „Influence 2016“ in Phoenix, Arizona, waren für mich Jennifer Keitt und Scott Stratten. Jennifer, früher hauptberuflich Radiomoderatorin, hatte sich vor gut zwei Jahrzehnten aus Unzufriedenheit von ihrem Beruf getrennt und sich entschieden, Menschen nicht nur über Funk ohne persönlichen Kontakt zu motivieren, sondern die Live-Bühne zu nutzen und den Radio-Kanal als Hilfsmittel zu behalten. So moderiert sie nach wie vor regelmäßig eine -Radiostunde – aber als Expertin. Zwei ihrer Tipps waren für mich besonders motivierend: 1. „Don’t speak to everybody, but to somebody“ – überleg Dir also genau, zu wem Du am einfachsten intensive Beziehungen aufbauen kannst, um zu begeistern. Bei ihr waren es Frauen. Und als afro-amerikanische Rednerin war ihre Zielgruppe sehr schnell afro-amerikanische Frauen.